Obstwiese Waldeslust

Da wo man gerne draußen zu Haus ist

Durch mehr als 30 Jahre andauernde Obstwiesenpflege ist ein außergewöhnlich artenreiches Fleckchen Erde, an einem Waldrand in der Gemarkung des kleinen Dörfchens Breitenbach, idyllisch gelegen, entstanden. Pflanzen, Pilze, Tiere, und Menschen fühlen sich hier wohl!
Spätes Mähen der Obstwiesen „Waldeslust“, und anhaltende Mähgutentfernung hat zu einer erstaunlichen Artenvielfalt geführt

OBSTWIESE WALDESLUST

Da wo man gerne draußen zu Hause ist

Im ersten Moment denkt der Leser vielleicht an eine ihm bisher nicht bekannte Waldgaststätte. Weit gefehlt! Ein Begriff, geprägt wohl von der Bevölkerung des Dörfchens Breitenbach in früheren Zeiten. Die Leute müssen sich zu einer Zeit als hier noch mühsam einfachste Landwirtschaft (nach Überlieferung meiner Mutter sogar Kartoffelanbau) betrieben wurde, auf den sonnigen Hanggrundstücken am Waldrand wohl gefühlt haben. Das hat sicher auch mit dem herrlichen Blick aufs Dorf und die Wälder südwestlich, bis nach Greifenstein und darüber hinaus auf die Höhen des Westerwalds zu tun.
Heute, seit meines Erachtens mindestens 60 Jahren, stehen Obstbäume auf den zwei mir gehörenden Grundstücken. Eines habe ich 1991 geerbt, das andere 2004 ersteigert. Seit mehr als 30 Jahren kümmere ich mich um die Obstwiese/n, wobei die Familie unterstützend Hilfe leistet. „Kümmern“ heißt vor allem einmal jährlich, möglichst spät im Jahr, meist Anfang August, zu mähen und das Mähgut von der Flächen zu rechen. Dieses wird randlich zu Altgrashaufen aufgesetzt, die vor allem Unterschlupf und Überwinterungsplatz für Reptilien bieten.

Obstbäume regelmäßig schneiden, neue pflanzen und diese in den Anfangsjahren regelmäßig wässern (in letzten Jahren mit immer mehr Notwendigkeit) gehört auch zum Pensum der Pflege. Die geschilderte extensive Landschaftspflege hat klar zu einer Erhöhung des Artenspektrums, wie auch zur Steigerung der Anzahl einzelner Arten geführt. Besonders zu nennen ist hier auf der Seite der Blumen die zeitig im Frühjahr blühende Schlüsselblume, wie auch der Heilziest, der im Juli blüht und dann wie magnetisch Schmetterlinge anzieht. Mein ganzer Stolz sind die besonders zahlreich in der Waldeslust lebenden Zauneidechsen, denen auch noch durch zwischenzeitlich angelegte Steinlese- und Reisighaufen geholfen wird.

Weitere Hilfsmaßnahmen auf den Grundstücken/ an den Bäumen bestehen durch viele Nistkästen für Vögel, die aber auch von Siebenschläfern und Fledermäusen angenommen werden. Seit Anfang 2022 befindet sich am oberen Grundstücksrand eine große Hilfswand für Insekten. Wildbienen wie die Gehörnte und die Rote Mauerbiene sind dort bereits eingezogen. Sie erweitern die Zahl der Insektenarten im Gebiet der Obstwiesen und helfen mit bei der Bestäubung der Obstbaumblüten, damit wir im Spätsommer/ Frühherbst auch etwas zu ernten haben.

Leider ist der Lebensraum „Obstwiese Waldeslust“ in den letzten Jahren in Gefahr, und zwar durch die nun auch bei uns deutlich spürenden Einflüsse des Klimawandels. Nach 2018 waren auch 2022 große Teile der Wiesen vertrocknet. Bäume müssen zum Überleben bewässert werden. Der wenig tiefgründig denkende Mensch äußerst sich dazu mit: „das wird schon wieder grün“, womit er durchaus recht haben mag. Ob dies aber auch auf die eher sensiblen Blumen, Kräuter, Gräser und Pilze zutrifft, muss bezweifelt werden. Vermutlich überleben nur die stärksten ihrer Art!

Steinlesehaufen im oberen Hangbereich – kurz nach der Anlage 2020 konnte bereits die Besiedlung festgestellt werden